Bessler - ein Betrüger?
Die Meinungen über Bessler gehen auseinander. Unter den deutschen Historikern und Physikern scheint das Urteil bereits gesprochen zu sein. Sein “Perpetuum Mobile” war ihrer Auffassung nach ein geschickt eingefädelter Betrug. Auch der Umstand, dass Landgraf Karl von Hessen-Cassel den Mechanismus im August 1717 inspiziert und seine Funktion sofort verstanden hatte, ändert daran offenbar nichts. Die Zweifler lassen sich gleichermaßen nicht dadurch beeindrucken, dass zahlreiche Wissenschaftler, allen voran der Mathematiker Gottfried Leibniz, die Erfindung geprüft und für funktionstüchtig erklärt hatten. Leibniz sei dem durchtriebenen Bessler schlicht “aufgesessen”, so die Zweifler und Spötter.
Der Begriff “Betrug” ist hier nicht wörtlich zu nehmen, sondern steht nach heutigem Sprachverständnis als Synonym für Schwindel jeglicher Art. Auch wenn ein solcher Schwindel für den “Täter” keine rechtlichen Konsequenzen haben mag, so gereicht es ihm in aller Regel nicht zur Ehre. Die Leute mögen es nicht, wenn sie sich für dumm verkauft fühlen. Damals wie heute gab es Menschen, die der Meinung waren, dass Bessler sich mit Federn schmückte, die ihm nicht zukamen. Bewunderung verdient nach einhelliger Auffassung nur, wer besondere Fähigkeiten besitzt oder sich auf ehrliche Weise größere Verdienste erworben hat. Wer Ruhm ernten will und dabei der Unehrlichkeit überführt wird, den straft man mit Verachtung. Man denke an die Dopingfälle im heutigen Leistungssport.
Im Gegensatz dazu hat man jedoch nie den Beweis für eine Unehrlichkeit Besslers erbringen können, Er wurde insbesondere nie von einem Gericht verurteilt, sondern die gegen ihn erhobenen Vorwürfe waren stets nur Verdächtigungen. Zum Teil beruhten sie auf Unwissenheit, aber auch auf Neid und Missgunst sowie auf der Befürchtung von “Fachautoritäten”, der eigene Ruf könnte Schaden nehmen, wenn sie plötzlich widerlegt wären. Ihre stereotype Aussage zu Besslers Rad: “Es ist gegen die Naturgesetze!”
Ein wirkliches “Gesetz” enthält niemals Willkürlichkeiten. Es ist stets präzise formuliert und definiert Sachverhalte, die beliebig reproduzierbar sind. Deshalb sei an dieser Stelle die Frage nach dem genauen Wortlaut des Naturgesetzes gestellt, das von Besslers Rad verletzt wird. Die Sätze der Energieerhaltung sind es jedenfalls nicht, das wurde bereits in dem entsprechenden Beitrag schlüssig dargelegt. Sollte das Wort “Naturgesetze” also nur die Funktion eines Gummiparagraphen haben, dann findet es Anwendung auf etwas, das nicht sein kann, weil es nicht sein darf.
Lassen Sie uns etwas weiter ausholen. Ist es nicht so, dass die Natur noch sehr viel mehr Geheimnisse verbirgt, als sie bisher preisgegeben hat? Unsere ganze Zivilisation ist inzwischen fast 100%ig abhängig von der Elektrizität. Wir kennen zwar ihre Wirkung, aber über ihre eigentliche Natur haben wir nur wenige Kenntnisse. Das gilt gleichermaßen für den Magnetismus und insbesondere für die Gravitation. Die Physik weiß über die Gravitation im Grunde gar nichts. Man kann sie weder erzeugen, noch kann man sie abschirmen*, und man ist sich noch nicht einmal einig, ob die Gravitation eine Welle ist. Und trotzdem “weiß” man, dass die Gravitation nicht als Energielieferant taugt, weil das gegen die Gesetze der Natur verstößt. Ziehen Sie selbst ihre Schlüsse aus einer solchen Behauptung.
*) Anmerkung: Es gibt inzwischen zaghafte wissenschaftliche Ansätze, die Gravitation örtlich sehr begrenzt um einige Prozent zu schwächen. Dabei kommt eine schnell rotierende und supraleitende Scheibe zum Einsatz. (Siehe Podkletnov.) Was dabei vor sich geht, ist unbekannt. Man vermutet, dass die Gravitationswelle durch die Versuchsanordnung in geringem Maße abgelenkt wird. Von einer wirkungsvollen oder gar als Antrieb nutzbaren Abschirmung kann dabei aber noch keine Rede sein. Andere im Internet kursierende Methoden zur Abschirmung der Gravitation haben sich sämtlich als unwirksam erwiesen.
Zu allen Zeiten gab es selbsternannte Autoritäten, die sich aufgrund ihres Wissensstandes dem Rest der Gesellschaft überlegen fühlten. Sie definierten, was zulässig oder unzulässig, was richtig oder falsch, was wahr oder unwahr war. Wer das anzweifelte oder sich gar öffentlich dagegen aussprach, bekam ihren ganzen Unmut zu spüren. Er wurde lächerlich gemacht, wirtschaftlich ruiniert, eingesperrt, für verrückt erklärt usw. Wenn also das Deutsche Patentamt die Anmeldung eines Gravitationsantriebes unter Hinweis auf die “Naturgesetze” ablehnt, dann geben sie dem Erfinder damit zu verstehen, “guter Mann, du hast nicht alle Tassen im Schrank.”
Homo sapiens zeichnet sich unter anderem durch sein vehementes Bemühen aus, die eigene Realität unter allen Umständen zu verteidigen, denn es handelt sich dabei um seine “stabilen Daten”, die ihm im Leben Orientierung geben. Er befürchtet, dass ein Verlust dieser Daten ihn in eine tiefe Verwirrung stürzen würde. Um dem vorzubeugen, neigt der Mensch dazu, die abweichenden Realitäten anderer für verrückt und/oder kriminell zu erklären. Beides eignet sich perfekt dazu, jemanden unwiderlegbar ins Unrecht zu setzen und “geeignete” Maßnahmen gegen ihn zu ergreifen. Ohne den heute durch die Verfassung garantierten rechtsstaatlichen Schutz landeten solche Personen früher schnell im “Irrenhaus” oder im Gefängnis. Je verrückter jemand eingestuft wird, desto weniger braucht man sich mit seinen Ideen auseinanderzusetzen und desto gefestigter ist der eigene Standpunkt. Der im Auftrage Newtons angereiste Wissenschaftler ‘sGravesande, der zunächst von Besslers Erfindung fasziniert war, dann aber nicht hineinsehen durfte, unterlag ebenfalls diesem Verhaltensmuster und bezeichnete Bessler später als “verrückt”.
Da zahlreiche Personen Besslers Erfindung in Aktion gesehen und ihre Funktionsfähigkeit von zwei Sachverständigenkommissionen bescheinigt worden war, entschied man sich in seinem Fall jedoch mehrheitlich für den Betrug und damit für die Variante “kriminell”. Statt ihren Geist produktiv einzusetzen und den Versuch zu unternehmen, das Geheimnis des Besslerschen Gravitationsantriebes zu lüften, bemühten viele Zweifler ihre ganze Phantasie, um sich Möglichkeiten auszudenken, wie jener seine Mitmenschen getäuscht haben könnte. Es reichte von verborgenen Antriebswellen über unsichtbare Seile usw. bis zu der Vorstellung, dass im Inneren des Rades ein laufender Mensch verborgen gewesen sein müsste. Dass dies zum Beispiel beim Geraer Rad mit 75 cm Durchmesser und einer Dicke von nur 10 cm völlig unmöglich war, wurde gedanklich ignoriert, oder solche Details waren den Kritikern gar nicht bekannt. Viele haben sich nicht einmal ansatzweise die Mühe gemacht, die Zeugenaussagen zu lesen oder in vorhandene Dokumente Einblick zu nehmen. Die Kritiker der Gegenwart setzen diese Tradition fort. Ihre Äußerungen zeichnen sich oft durch Gehässigkeit und beißenden Zynismus aus. Die meisten haben sich nur oberflächlich informiert, aber bereits eine fertige und zugleich vernichtende Erklärung parat.
In seinem Bemühen, “gefährliche” Daten abzuwehren, hat der Mensch seit Urzeiten andere Meinungen abgewertet, verleumdet, bekämpft, unterdrückt usw. Wenn es ihm geboten erschien, hat er die Zensur eingeführt oder das Drucken von Zeitungen und Büchern gänzlich untersagt. Er hat unliebsame Meinungsäußerungen unter Strafe gestellt, Lehrverbote ausgesprochen, Informationsmöglichkeiten reglementiert oder gänzlich beseitigt. Auf sein Betreiben hin wurden andere Individuen wegen ihrer abweichenden Auffassungen hingerichtet, es wurden Kriege geführt sowie gelegentlich ganze Völker ausgerottet, nur um eine bestimmte Meinung gegen eine andere durchzusetzen. Zahlreiche, bis in die heutigen Tage geführten Religionskriege sind dafür ein gutes Beispiel. Prinzipiell eignet sich aber jedes Thema dafür, wenn es dabei um etwas geht, bei dem der Mensch das Rechthaben für eine Überlebensfrage hält.
Doch zurück zu den Naturwissenschaften. Im Altertum bestand das Universum nur aus vier Elementen. (Erde, Wasser, Luft und Feuer). Im Mittelalter konnte es den Kopf kosten, wenn man öffentlich anzweifelte, dass die Erde eine Scheibe war. In der Neuzeit wurde der Arzt Ignaz Semmelweis (1818-1865) von seinen Kollegen verhöhnt, weil er die Meinung vertrat, dass das damals verbreitetete Kindbettfieber dadurch verursacht wurde, dass die Mediziner sich vor der Untersuchung der Wöchnerin nicht die Hände wuschen. Nur drei Beispiele, die symptomatisch für die Naturwissenschaften sind. Zu allen Zeiten haben viele ihrer Vertreter immer nur vorgegeben oder sich eingebildet, alles über die Natur zu wissen. Dagegen wussten sie wenig bis nichts.
So weiß der Mensch zu Beginn des 3. Jahrtausends unverändert nicht, was biologisches Leben ist und hat abenteuerliche Vorstellungen darüber, wo er sich selbst einordnen soll. Die tief im Materialismus verwurzelten abendländischen Naturwissenschaften lassen keinen Raum für Spiritualität und vertreten daher die Meinung, der Mensch sei als Wesen austauschbar mit seinem Gehirn. Seine Persönlichkeit und sein Charakter ergäben sich aus den Verknüpfungen grauer Zellen. Ganz im Zuge dieses Trends versucht die Medizin hierzulande (ziemlich erfolglos), auftretende seelische Störungen mit Chemie oder Hirnoperationen wieder in Ordnung zu bringen.
Als Antrieb für seine Raumfahrzeuge verwendet der Mensch das vorsintflutliche Rückstoßprinzip ausströmender Gase und hat es damit bisher nicht einmal geschafft, seinen Fuß auf einen Nachbar- planeten zu setzen. Der Planet, den er bewohnt, besitzt einen extrem heißen Kern, er kann diese als Geothermie bezeichnete Energie aber mangels geeigneter Technologien nicht in nennenswerter Weise nutzen. Von der Sonne wird ihm ständig ein Vieltausendfaches dessen an Energie zur Verfügung gestellt, was er zum Überleben braucht, aber trotzdem spricht der Mensch unserer Tage von einer Energiekrise und verheizt seine wertvollen Ressourcen. Indem er die Atmosphäre auf diese Weise mit Kohlendioxid anreichert, vernichtet er längerfristig seine eigenen Lebensgrundlagen. Und um alles in die richtigen Relationen zu bringen, unser Sonnensystem ist nur ein Krümel in der Milchstraße und letztere wiederum nur eine unter Milliarden anderer Galaxien in diesem Universum.
Sollten wir also nicht etwas bescheidener sein mit dem, was wir vorgeben zu wissen oder zu können? Statt ständig Energieknappheit zu dramatisieren, sollten wir gedanklich zulassen, dass wir in einem Überfluss von Energie leben. Freuen wir uns, dass es Menschen gibt, die auf dem Gebiet alternativer Energien forschen und dass sie sich dabei nicht in ein Korsett pressen lassen. Jede neue Nutzung vorhandener Energie ist deshalb zu begrüßen. Insbesondere dann, wenn sie nicht in die Umwelt eingreift oder sonst eine Gefährdung der menschlichen Existenz mit sich bringt.
Indem manche Naturwissenschaftler ihre gesellschaftliche Stellung immer wieder dazu nutzten, neue Ideen öffentlich als Unsinn zu brandmarken, haben sie die Fortentwicklung menschlichen Wissens oft verlangsamt oder zeitweilig ganz unterdrückt. Noch negativer hat sich in vergangenen Zeiten der Einfluss der Kirche auf solche Fortschritte ausgewirkt. Mit jeder neuen Entdeckung fürchtete sie offenbar um die Glaubwürdigkeit ihrer Thesen und damit letztlich um ihre eigene Existenz. Ansonsten stoßen neue Ideen immer dann auf erbitterten Widerstand, wenn es für den von ihnen behandelten Sachverhalt bereits eine fertige Erklärung gibt, die in Schulen und Universitäten als unumstößlich gelehrt wird.
Bessler hatte sich die Lebensaufgabe gestellt, ein Gravitationsrad zu entwickeln, das Arbeit verrichten konnte. Das Misstrauen, das ihm seine Zeitgenossen entgegenbrachten, war von derselben Natur wie das, was heute spürbar ist. Dadurch, dass jeder im täglichen Leben auf vielfältige Weise mit dem Rad als drehendes Etwas zu tun hat, glaubt er, bereits bestens damit vertraut zu sein. Insofern hatte und hat das Besslerrad keine guten Akzeptanzbedingungen. Das größte Hindernis für neue Erkenntnisse ist das Bewusstsein, bereits alles darüber zu wissen. Das gilt für jedes Sachgebiet. Woher will ein Physiker zum Beispiel wissen, dass Besslers Erfindung nicht funktionierte? Er hat dieses Rad selbst nie gesehen und hat auch keine Vorstellung davon, wie es innen aufgebaut war. Eine solche arrogante Haltung beschädigt vorsätzlich den Ruf berühmter Persönlichkeiten wie Leibniz oder ‘sGravesande, die beide das Rad besichtigt, mit ihm experimentiert und einen Betrug definitiv ausgeschlossen hatten. Die Formulierung, Leibniz sei Bessler “aufgesessen”, ist eine Ungezogenheit, denn sie impliziert, dass dieser große Mathematiker und Philosoph schlicht dämlich war.
Wenn man sich mit Besslers Biographie beschäftigt und die Argumente der damaligen Skeptiker mit denen von heute vergleicht, hat man buchstäblich den Eindruck, als sei die Zeit stehen geblieben und in den letzten 300 Jahren hätte sich gar nichts verändert. Liegt das nur daran, dass der Mensch sich in seinen Denkmustern stets treu geblieben ist, oder gibt es darüber hinaus eine Art bindendes Postulat, dem sich alle unterwerfen und das jeglichen Fortschritt auf diesem Gebiet verhindert? Merkwürdig ist es jedenfalls, dass es trotz seiner von Landgraf Karl festgestellten Einfachheit bisher niemandem gelungen ist, hinter Besslers Prinzip zu kommen. Gibt es also möglicherweise unbewusste Einflüsse, die das Denken von der richtigen Lösung fernhalten?
Unterstellt, dass Besslers Erfindung kein Betrug war, wäre sie dann nicht ähnlich bedeutsam wie die des Rades selbst? Wer als Hobbyerfinder daran arbeitet, das Geheimnis zu lüften, muss selbstverständlich zutiefst von der Funktionsfähigkeit dieses Gravitationsantriebs und damit von der Integrität Besslers überzeugt sein. Andernfalls hätte er nicht die nötige Kraft und den Durchhaltewillen. Drücken wir die Daumen, dass es eines Tages gelingen möge.